Arzneimittelknappheit – Vermeidung durch Vielfalt

Es ist gekommen, wie es kommen musste: Gewisse Arzneimittel sind knapp geworden, auch bei uns in der Schweiz. Das globale Versorgungssystem ist fragil und reagiert sensibel auf Engpässe in der Wertschöpfungskette. Die Ursachen dafür sind zahlreich: Unwetter, politische Konflikte, Einfuhrbeschränkungen oder Inflation.

Ein erster Grund für diese bedenkliche Heranbildung ist bei der Entwicklung der Arzneimittel zu suchen. Um einen Wirkstoff zu identifizieren, zu prüfen und als Präparat zuzulassen, sind nicht selten mehrere Jahre nötig. Die Anforderungen an die Produktion und speziellen Vorschriften für Verpackung und Packungsgrössen erhöhen die Komplexität und erzeugen zusätzliche Engpässe. Dazu kommen die kontinuierlichen Preissenkungsrunden bei kassenzulässigen Präparaten. Diese Gemengelage erschwert eine kostendeckende Produktion in Europa und der Schweiz und führt zu Abhängigkeiten von marktdominanten asiatischen Herstellern. Die Folge sind Knappheit bei Wirkstoffen, Zubereitungen und Fertigarzneimitteln. Neben diesen offensichtlichen Problemen geht vergessen, dass ein Pfeiler für die Resilienz eines Systems die Vielfalt der Produkte ist. Ein diversifiziertes Angebot an Wirkstoffen hilft die Versorgung zu stabilisieren Die komplementärmedizinischen und phytotherapeutischen Hersteller stellen 20 Prozent der in der Schweiz zugelassenen Arzneispezialitäten her; ein wichtiger Pfeiler zur Versorgungssicherheit, der vielen Menschen hilft, aber in der offiziellen Diskussion oft ignoriert wird. Werden natürliche Arzneimittel endlich gefördert, dann werden Abhängigkeiten reduziert und das Gesundheitswesen gestärkt.

Dr. Herbert Schwabl,

Präsident SVKH