Versorgungsengpässe bei den Arzneimitteln: müssen wir sehenden Auges ins Verderben laufen?

Die Geschichten der Akteure im Gesundheitswesen wiederholen sich. Der Gesundheitsminister verkündet stolz, dass die Preissenkungsrunden Ersparnisse gebracht haben, auch wenn die Einsparungen primär den Währungsschwankungen geschuldet sind. Der Preisüberwacher schreit nach einem Referenzpreissystem und Billigstpreisen, obwohl diese zu den Versorgungsengpässen beitragen. Die Generika-Hersteller monieren, die Preise seien zu tief und der Markt zu klein und damit uninteressant. Hersteller von Komplementär- und Phytoarzneimitteln klagen, dass sie weder Originalpräparate noch Generika und im SL-Preisgefüge nicht vorgesehen sind und damit vom Markt gedrängt werden.

Tatsache ist: die Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln nehmen zu. Ein Teil der Problematik ist hausgemacht, ein Teil unterliegt weltweiten Entwicklungen, zu denen ein Kleinstaat wenig beitragen kann.

Problematisch ist: es fehlt beim BAG an Praxiswissen und es fehlt im EDI am Willen, nicht nur die Preise zu senken, sondern die eigentliche gesundheitspolitische Aufgabe wahrzunehmen: nämlich Massnahmen zu treffen, welche die Versorgung verbessern. Die Kakophonie der Verbände im Gesundheitswesen erschwert die Lösungsfindung.

Das EDI könnte als Sofortmassnahmen die Teuerung ausgleichen, Preisabstände von Originalen und Generika festlegen, den Vertriebsanteil der Apotheker regeln und bei tiefpreisigen Arzneimitteln auf Preisüberprüfungen verzichten. Weil vom EDI keine sachdienlichen Entscheide zu erwarten sind, muss das Parlament im Wahljahr die Zügel selber in die Hand nehmen. Schliesslich geht es um die Interessen der Patientinnen und Patienten, die auch Wählerinnen und Wähler sind.

Herbert Schwabl, Präsident SVKH