Engpässen entgegenwirken heisst auch Vielfalt stärken

Stabile Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand, Planungssicherheit – dass diese Privilegien kein Grundrecht darstellen, musste die Schweiz und mit ihr der gesamte Globus schmerzlich erfahren. Auf die in Vergessenheit geratene Pandemie folgen zunehmend politische Risiken durch bewaffnete Konflikte, die direkten Einfluss auf unsere Wertschöpfungsketten haben. Der Bundesrat diskutiert nun ein Massnahmenpaket zur Verbesserung der Vorsorgesituation. Der Staat soll also handlungsfähig für Zeiten der Not gemacht werden. Um Hersteller in der Schweiz nicht bloss mit weiteren Vorschriften und Bürokratie zu belasten, ist jetzt Fingerspitzengefühl und pragmatischer Weitblick gefragt. Auf dem Weg zur Autarkie in Krisenzeiten gilt ein Grundprinzip: Unternehmen müssen weiterhin in der Schweiz produzieren.

Der Bundesrat setzt sich zum Ziel, erleichterte oder temporäre Zulassungsverfahren zu schaffen, Anreize im Vergütungssystem für notwendige Arzneimittel einzuführen und die Unabhängigkeit von internationalen Verträgen zu stärken. Dabei sollte aber nicht alles auf eine Karte gesetzt werden, denn Medizin ist nicht eindimensional. Nur durch vorhandene und gelebte Vielfalt im Angebot von Arzneimitteln lässt sich Prävention, Vorsorge und Behandlung kombinieren. Insbesondere im Bereich Schlaf, Erkältung und Verdauung hat hier die Komplementär- und Phytomedizin grosse Kompetenz, insbesondere auch bei der Behandlung von Kindern. Leider wird dies in der Strategie des Bundesrats nicht berücksichtigt und schwächt letztlich die Zielerreichung. Erhöhte Lagerbestände bedeuten höhere Kosten, einen geringeren Warenumschlag, Investitionen, höhere Kreditkosten und eine geringere Flexibilität bei Marktveränderungen. Ein ausgewogenes Risikomanagement bei Engpässen ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft.

Denn: Vielfalt stärkt Resilienz und verhindert einseitige Abhängigkeiten!

Andreas Eyholzer, SVKH